Der Kreative und der Chef der Werbeagentur Bsp. zum Seminar Menschenkenntnis schnell und sicher


Der Kreative und der Chef der Werbeagentur

 

Das sind die zwei Urprinzipien: Luft und Erde!

 

Nehmen wir einmal an, der Besitzer einer großen kapitalträchtigen Werbeagentur verkörpert das Erde- Prinzip. Da die Agentur schnell wächst, beschließt er einen interessant wirkenden Kreativen kommen zu lassen. Er hat ihn auf morgens 10:00 Uhr bestellt. Der Mann erscheint um 10:30 Uhr. Er tappt da rein im Polohemd und sagt: „Hallo Boss“.

 

Da sagt der andere: “Ich bin nicht der Boss, ich bin der Herr Direktor, wenn Sie sich das bitte merken würden.“

 

Darauf sagt er: „Jawohl Chef.“

 

Darauf sagt der Direktor: „Aus Ihren Unterlagen sehe ich, dass Sie die Stellen häufig gewechselt haben.“

 

Bewerber:

Ja wissen Sie, mir macht die Arbeit sehr viel Spaß. Wenn Sie mir aber keinen Spaß mehr macht und sich in Routine ausartet, dann mache ich etwas anderes.

 

Direktor:

Mit Ihrem letzten Vorgesetzten war alles in Ordnung?

 

Bewerber:

Ja, selbstverständlich. Er weiß noch gar nicht, dass ich hier bin. Da muss ich erst kündigen – wenn Sie mich nehmen.

 

Direktor:

Ja, Sie haben da ein paar Veröffentlichungen gemacht. Es hat sehr eingeschlagen. Offenbar sind Sie mit Ihren Ideen Ihrer Zeit ein bisschen voraus. Wir haben beschlossen das Risiko einzugehen: Wir nehmen Sie.

 

Bewerber:

Ja, ist gut Chef. Darf ich eben mal anrufen und bei meinem Boss kündigen? Er will immer alles gleich wissen. Ich hab da dann noch ein Problem. Ich hab jetzt einfach mal meine Sachen eingeladen, ich hatte das sichere Gefühl, dass Sie mich nehmen würden. Jetzt hab ich hier aber noch keine Bleibe für heute Nacht. Könnten Sie mir eine Wohnung besorgen?

 

Direktor:

Ja, sicher. Wir haben da das Immobilienbüro Soundso. Ich ruf eben mal an. Sie können da bei der Nachbarschaft einziehen. Noch was! Wenn Sie morgen zur Arbeit antreten. Wir sind hier vierzig Leute und wir tragen alle Anzug, sauber geputzte Schuhe und Krawatte.

 

Bewerber:

Na ja, ich werde mich bemühen.

 

Zehn Minuten später ruft die Vermieterin an und sagt: „Herr Direktor, ist das wirklich einer von Ihren Mitarbeitern? Der junge Mann mit dem Polohemd.“ Da sagt der Direktor: „Ja den haben wir eingestellt. Das ist ein Künstler.“

 

Vermieterin: „Das habe ich mir gleich gedacht. Sie hätten das mal sehen sollen. Ich hätte es fast nicht geglaubt, dass er zu Ihren Leuten gehört. Er brachte seine Wäsche im Persil- Karton ins Zimmer!“

 

Am nächsten Tag fangen sie um 8:00 Uhr an zu arbeiten. Um 9:15 Uhr geht die Türe auf. Der junge Mann kommt zu seinen Kollegen, immer noch im Polohemd und sagt: „Hallo Kollegen, ich bin der »Neue«. Was macht Ihr denn da? Ah, die Reklame für eine LKW- Firma. Sieht ja schon ganz gut aus, aber da würde ich so eine Steinhalde machen mit Geröll. Unser LKW – er schafft es immer. Das Bild sollte man etwas abwandeln – Wüste, Busch oder aus dem Sumpf usw. Immer wieder hinschreiben – wir sind zwar im Preis etwas höher, aber er hält ein Leben lang usw.“

 

Da sagt ein Kollege: „Toll, die Idee haben wir schon die ganze Zeit gesucht. Genau das ist es.“

 

Da sagt der Neue: „Ja, ich hab gesehen was ihr so macht. Ich geh jetzt ein bisschen in den Park. Ich geh Kaffeetrinken am Schwanenteich.“

 

Plötzlich kommt die Vermieterin und sagt: „Sie haben doch gesagt, Sie gehen heute zur Arbeit.“ Da sagt er: „Ich habe heute schon gearbeitet. Ich denke.“

 

Kurz vor der Mittagspause kommt er wieder zurück und die Kollegen haben das inzwischen alles umgesetzt. Einer hat sogar über diese neue Idee einen Artikel für die Werbezeitung geschrieben.

 

Da sagt er: „Klasse, zeigt mal her. Das ist alles gut geschrieben, aber ihr müsst die Bilder mit abdrucken, sonst interessiert das keinen Menschen. Gehen wir Mittagessen!“

 

Beim Mittagessen sitzt er ein bisschen weiter hinten. Keiner weiß, warum er im Eck hockt. Aber das ist dann ganz klar. Der Direktor sitzt vorne. Daher ein bisschen Abstand. Er hat noch das Polohemd an und die Schuhe muss er unter dem Tisch verstecken. Die sind immer noch nicht geputzt.

 

So geht das dann ein paar Wochen, ein paar Monate. Nach einem Vierteljahr guckt der Chef seine Statistiken an. Da sieht er:

 

  • Anstieg der Fachzeitschriften – Artikel (Veröffentlichungen),
  • Neukundenzugänge,
  • Die letzten vier Wochen Einnahmezugänge auf seinem Konto.

 

Direktor:

So gut lagen wir schon lange nicht mehr. Wir haben in letzter Zeit phantastisch gut produziert. Könnt ihr mir sagen warum?

 

Kollegen:

Ja, können wir schon sagen, aber das ist nicht so leicht zu erklären.

 

Direktor:

Raus mit der Sprache. Die Statistiken sind hoch gestiegen. Was ist los. Was habt ihr entdeckt, wo ist die Entdeckung? Die möchte ich sehen.

 

Kollegen:

Ja, der Neue.

 

Direktor:

Was, der? Das glaube ich im Leben nie.

 

Kollegen:

Doch! Er war schon bei so vielen Firmen. Er wusste genau, was gerade „in“ ist und im Trend. Der hat den totalen Riecher gehabt. Er hat phantastische Ideen gebracht.

 

Direktor:

Ja und wo ist er?

 

Kollegen:

Er wird bald kommen. Wir können nicht genau sagen, wo er ist. Er kommt bestimmt noch. Vielleicht macht er irgendwo Zeichnungen?

 

Da sitzt der Kreative in den Garten raus und da sitzt er. Er sitzt da mit einem Buch.

 

Direktor:

Was liest er den da draußen, wieso liest er die Fachliteratur nicht am Schreibtisch?

 

Kollegen:

Er braucht die Sonnenstrahlen, sonst hat er keine Idee.

 

Direktor:

Jetzt holt ihn doch mal rein!

 

Da sitzt der „Neue“ da.

 

Direktor:

Was, Sie haben ja immer noch das Polohemd an. Scheinbar muss es doch so sein, dass Sie durch Ihren häufigen Firmenwechsel Ihre Kenntnisse rascher vervollkommnen. Nehmen wir das einfach mal so zur Tatsche.

 

Glauben Sie wirklich, dass unser „Neuer“ für uns so wichtig ist?

 

Kollegen:

Boss, der ist lebenswichtig!

 

Der Chef geht wieder raus und trifft seinen Firmenanwalt auf dem Flur und sagt, dass er eine Aufgabe hat. Da lässt er ihn die Verträge für den „Neuen“ machen.

 

Direktor:

Wir nehmen Sie mal für ein Vierteljahr in Probezeit.

 

Neuer:

Was, ein Vierteljahr. Ich dachte vier Wochen.

 

Am nächsten Morgen um 8:00 Uhr sagt der Chef zu seiner Sekretärin, dass sie den „Neuen“ holen soll. Sie kann ihn nirgends finden in der Firma. Sobald sie ihn findet, soll sie ihn zum Chef bringen. Um 8:30 Uhr kommt er, noch unrasiert.

 

Direktor:

Wo waren Sie denn?

 

Neuer:

Ich war nicht zu Hause.

 

Direktor:

Wieso sind Sie morgens um diese Zeit noch zu Hause?

 

Neuer:

Ich habe bis 2:00 Uhr morgens an der neuen LKW- Sache gearbeitet. Da habe ich halt verschlafen.

 

Direktor:

Zeigen Sie mal, was Sie da gearbeitet haben. Ja, sieht schon gut aus. O. K. ist in Ordnung. Warum ich Sie kommen ließ: Ich habe mit dem Firmenanwalt ein paar gute Verträge gemacht für Sie. Wenn es also stimmt, was die Kollegen von Ihnen sagen, dann wollen wir Sie länger behalten. Ich dachte so an 10 Jahre. Wir haben Ihnen auch, da Sie noch ein junger Mensch sind, einen Bausparvertrag und eine Lebensversicherung mit hineingepackt.

 

Vielleicht lassen Sie sich hier mal nieder. Sie sind ja auch noch ledig. Vielleicht finden Sie hier die richtige Frau, dann können Sie sich hier niederlassen. Sie wollen ja auch nicht immer zur Untermiete wohnen. Ihr Werdegang wäre geebnet. Sie brauchen nur noch zu unterschreiben. Alle zwei Jahre gibt es so und so viel Prozent Gehaltssteigerung. Sie haben die Chance Ihres Lebens.

 

Neuer:

(Er macht plötzlich einen Schrei)

Zwangsjacke, Sie wollen mich hier einsperren und festnageln. Ich unterschreibe nicht. Ich habe mein Leben lang noch nicht unterschrieben. Entweder vertrauen Sie mir oder es gehr nicht.

 

Direktor:

Hören Sie mal. Einen Vertrag brauchen wir wohl.

 

Neuer:

Gut, O. K. Vier Wochen Probezeit reichen. Wenn es mir nicht mehr gefällt, dann müsste ich ja noch zwei Monate bleiben. Das wäre schrecklich.

 

Aufgabe: Machen Sie sich klar, wie der Chef denkt, reagiert und handelt als bodenständiger Mensch und wie der Luftikus direkter Gegensatz ist.

Beides Luft und Erde, wechselseitig wie ein Reisverschluss ist das Ideal.