Rheinische Post Das Gedächtnis trainieren


Von Lara czerwonka

Das Gedächtnis trainieren

Roland Geisselhart gibt Mitgliedern der Kreishandwerkerschaft Tipps, um die Merkfähigkeit durch bildliche Verknüpfungen zu schulen. So kann man sich besser an Kundennamen und Termine im Berufsalltag erinnern.

Von Lara czerwonka

Mettmann Man stelle sich folgende Situation vor: Der Dreizack sticht den Elefantenhintern. Der Elefant stößt gegen die Fahne, die fällt in den See und der Schwan fliegt weg. Und schon erinnert man sich an den PIN-Code – in diesem Fall übrigens 3672. Beim Gedächtnisworkshop von Roland Geisselhart bot die Kreishandwerkerschaft Mettmann ihren Mitgliedern ein Lerntraining der besonderen Art. Der nach eigener Aussage bekannteste Gedächtniscoach Deutschlands demonstrierte, wie man auf simple Art und Weise die Merkfähigkeit steigern kann: „Es ist egal, ob man Namen, Gesichter, Fakten oder Daten behalten möchte. Wichtig ist: Das Abstrakte muss immer mit Konkretem wie Bildern oder ganzen Geschichten verknüpft werden. Je ungewöhnlicher desto besser!“ So könne – wie im Beispiel des Bankcodes – aus der Drei ein Dreizack, der Sechs ein Elefant oder der Zwei ein Schwan werden. „Bilder können besser memoriert werden als reine Informationen. Aber natürlich muss auch das verknüpfte Aufrufen wie alles andere geübt werden“, so Geisselhart.

Unheimlich viele Einflüsse

In Zweierteams machen sich die Workshop-Teilnehmer daher sofort an die gestellten Übungsaufgaben. Auf Memory-Karten sollen Zootiere und Kinderspielzeuge notiert werden, um die Bilder zu spontanen Geschichten zu kombinieren. Tanja Unverricht vom Elektrohandwerk Velbert ist im Workshop zum ersten Mal mit den Geisselhart’sche Trainingsmethoden in Berührung gekommen: „In der Praxis habe ich solche Übungen noch nicht benutzt. Ich bin mir noch nicht sicher, wie langfristig die Wirkung ist.“ Kurzfristige Erfolge lassen sich zumindest schon während des Seminars feststellen: Nach rund sieben Minuten sind die Teilnehmer in der Lage, die ersten zehn Artikel des Grundgesetzes aufzuzählen. Eine dreiviertel Stunde nur dauert es, um 20 Wochenend-Aktivitäten durch zuvor zugeordnete Zahlen abzurufen. Petra Anastasopoulos, Mitarbeiterin eines Langenfelder Einrichtungsstudios mit angeschlossener Tischlerei, bewertet die Anweisungen als durchaus nachvollziehbar: „Unser Gehirn funktioniert nun mal über Verknüpfung. Deswegen halte ich die Übungen für eine gute Lernmethode.“ In der letzten Zeit bemerke sie, dass simple Dinge wie Kundennamen oder Termine immer schwieriger zu behalten sind. Das Gedächtnistraining solle da gegenwirken und „Mehraufwand sowie peinliche Situationen verhindern.“

Wie sie nutzen viele Teilnehmer das Seminar, um ihre Merkfähigkeit zu schulen. Eine Kompetenz, die für Martin Lindemann durchaus mit dem Handwerk in Verbindung gebracht werden kann: „Unsere Mitglieder sehen sich teilweise unheimlich vielen Einflüssen ausgesetzt, durch die manche Dinge in Vergessenheit geraten. Im alltäglichen Geschäft kann dies sehr hinderlich sein“, so der Hauptgeschäftsführer der Kreishanderkerschaft Mettmann. Der Workshop rege an, was sonst nur in kreativen Berufen Usus sei: „Im Alltag wird verstärkt die linke, verbale Hirnhälfte genutzt und der Gegenpol vernachlässigt“, so Geisselhart. „Durch das visuelle Gedächtnistraining soll die Balance von linker und rechter Hälfte wieder in Balance gebracht werden.“